Ausstellung Körperwelten

Unser Körper, die Welt der Anatomie und ethische Aspekte der Plastination – mit diesen Themenschwerpunkten brachen die 11. Klassen sowie die 12 FOS am 14.03.2023 nach Erfurt zur aktuellen Körperwelten-Ausstellung auf. Pünktlich zum Unterrichtsbeginn fuhr auch der Bus vom Parkplatz der Grovesmühle ab und brachte uns sicher nach Thüringen, wo der restliche Vormittag zur Erkundung der Stadt und einer Zwischenmahlzeit genutzt wurde.

Nach dem Verteilen der Tickets konnte dann die Ausstellung besucht werden. Über mehrere Räume erstreckte sich die faszinierende Welt der Anatomie, in der wir den Kreislauf des Lebens und den damit verbundenen Weg vom Entstehen und Vergehen nachverfolgen konnten. Angefangen von der Befruchtung über die kindliche Entwicklung bis hin zum Lebensende konnten zahlreiche Plastinate bestaunt werden. Auch die Darstellung verschiedenster Krankheitsbilder wie Krebs oder Demenz weckten unsere Aufmerksamkeit und regten zum Denken an.

Hierbei sprach mich besonders der Ausstellungsteil zum Thema Schwangerschaft und Entwicklung an, indem die Komplexität des weiblichen Körpers unterstrichen und die Entwicklung des Kindes im Mutterleib dargestellt wurde.

Doch nicht nur medizinische Aspekte standen im Vordergrund. Auch der ethische Aspekt sollte genauer betrachtet werden, handelt es sich doch um die Darstellung verstorbener Menschen, die mithilfe neuster Techniken als Plastinate ihr zweites Leben fanden.

Bereits auf der Busfahrt führte ich mir vor Augen, welche Art von Museum ich besuchen würde. Steht für mich bereits mein Leben lang das Interesse an der Wissenschaft im Vordergrund, empfand ich es doch als wichtig, über die Menschen nachzudenken, die den Entschluss fassten, ihre Körper der breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Ich versuchte mir vorzustellen, welche Geschichten sich hinter diesen Menschen verbargen. War es die Angst vor dem Vergessenwerden, das Bedürfnis, auch nach dem Tod von wissenschaftlicher Relevanz zu sein oder doch ein vollkommen anderer Grund, der sie zur Körperspende veranlasste?

Wie auch immer die Antwort jedes einzelnen Individuums auf diese Frage lauten mag – ich bin dankbar und bewundere sie für diese Entscheidung. Meine positive Grundeinstellung veränderte sich auch nach dem Betreten der Ausstellung nicht. Neben dem Erlangen von medizinischem Wissen war ich über den respektvollen und sensiblen Umgang der Ausstellung mit dem Thema „Plastination“ positiv überrascht.

Bereits im Eingangsbereich wurden die Besucher über die Darstellungsweise der Verstorbenen aufgeklärt. Auch während des Rundganges unterstrichen Zitate den engen Zusammenhang der Körperwelten-Ausstellung mit der Menschenwürde und den daraus resultierenden ethischen Aspekten. Besonders sensible Themen und teils sehr bewegende Plastinate, wie die gezeigten Föten, wurden von der restlichen Ausstellung abgeschottet und erhielten einen besonderen Warnhinweis, der die Besucher dazu aufforderte selbst zu entscheiden, ob sie den Anblick auf wissenschaftlicher Ebene beurteilen können oder ob das Gesehene die Gefühlswelt zu sehr aufwühlen würde.

Einige meiner Mitschüler kritisierten im Religionsunterricht die Positionen, in denen die Plastinate gezeigt werden. Auch diesen Punkt wollte ich anhand meiner eigenen Erfahrung selbst beurteilen und kam zu dem Entschluss, dass alle Darstellungsweisen respektvoll gewählt und dem Besucher erklärt wurden. So ergibt es für mich Sinn, einen ehemals sehr muskulöse Menschen in der Position eines Sportlers darzustellen, in der besonders die Muskelgruppen in den Vordergrund treten. Als Atheist bereitet es mir keine Schwierigkeiten, den Gottesgedanken in meine Betrachtung mit einzubeziehen. Anders als Christen sehe ich den menschlichen Körper nicht als heiliges Abbild Gottes, das unweigerlich mit der Seele des Menschen verbunden ist, sondern als Organismus, der sich aus den elterlichen Genen zusammensetzt.

Dabei ist die Seele meiner Auffassung nach weder ein „Organ“, das mit dem Körper verbunden ist, noch eine Substanz, die nach dem Tod am Scheideweg zwischen Himmel und Hölle erwartet wird. Wie auch vor dem Ausstellungsbesuch bin ich demnach nicht der Auffassung, dass die Plastination die Ruhe der Toten behindert. Setzt das Herz aus und wird das Gehirn über längere Zeit nicht mehr mit Blut versorgt, treten irreversible Schäden auf, die den Tod und die damit verbundene Eliminierung sämtlicher Eigenschaften des Individuums zur Folge hat. Zurück bleibt nur noch eine Hülle aus etlichen Zellen, die mithilfe von technischen Verfahren dem Verwesungsprozess entzogen wird.

An meiner Befürwortung dieser Technik hat sich auch nach dem Ausstellungsbesuch nichts verändert. Ich bin sehr dankbar für den Besuch der Ausstellung in Erfurt und freue mich demnächst im Berliner Hauptsitz weitere Plastinate bestaunen und mehr medizinisches Wissen erlangen zu können.