Das Landschulheim "Grovesmühle" nahm erstmals an diesem international ausgerichteten Wirtschaftswettbewerb teil und macht sich stark – für die Pflege!
Gymnasiasten des Wirtschaftskurses der 11. Klasse vom Landschulheim „Grovesmühle“ in Veckenstedt wollen sich für etwas einsetzen, was uns alle angeht – die Pflege!
Insgesamt neun Schülerinnen und Schüler (Adrian Hoffmann Fuentes, Anna Marie Körner, Dominik Mann, Lukas Bachmann, Laura Rothe, Lisa Schueler, Sean-Pascal Kuttner, Yannis Grabbe) haben sich nach den Winterferien zusammen mit ihrer Lehrerin Gabriele Rudnik dazu entschieden, erstmals an einem international ausgerichteten Wirtschaftswettbewerb teilzunehmen: das YES! 2021 (Young Economic Summit, www.young-economic-summit.org).
Der Wettbewerb bietet den Schülerinnen und Schülern eine gemeinsame Plattform und die Werkzeuge für die Entwicklung von Lösungen für ökonomische, ökologische und gesellschaftliche Probleme. So übernehmen Jugendliche Verantwortung, sind Stimme der nächsten Generation und diskutieren wichtige globale Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft. Im Rahmen von Regionalfinalen und eines Schulkongresses YES! – Young Economic Summit – stellen die Jugendlichen ihre eigenverantwortlich erarbeiteten Lösungen der Öffentlichkeit vor. Im Diskurs mit hochrangigen Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft und anderen Schülerinnen und Schülern schärfen sie so ihren Blick auf globale Zusammenhänge und stellen als kommende Generation ihre Ideen für mehr eigenverantwortliches Mitgestalten und Lösungen für Probleme vor, die gerade sie am meisten betreffen werden.
Das YES! findet seit 2019 bundesweit in fünf Regionen statt. Unter der Schirmherrschaft des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie werden alle am Wettbewerb teilnehmenden Schulen durch zahlreiche Partner unterstützt. Die Region Süd-Ost wird dabei u.a. erstmals vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit (BA) aus Nürnberg betreut.
Das Thema, welchem sich der Wirtschaftskurs der „Grovesmühle“ widmete, lautet: „Applaus allein reicht nicht! Wie kann man Pflegeberufe attraktiver machen?“
Die neun Schülerinnen und Schüler hatten sich dafür entschieden, weil sie Verwandte haben, die entweder in der Pflege tätig sind oder selbst gepflegt werden. „Pflege geht uns alle an, und jeder von uns kann in eine pflegebedürftige Situation kommen. Manchmal sogar schneller als man denkt. Außerdem möchten wir schließlich auch, dass uns andere Menschen unterstützen und uns zur Seite stehen, wenn wir älter und pflegebedürftig sind“, begründet die Klasse ihre Themenwahl.
„In unserem Projekt geht es speziell um zwei Fragen: Warum ist der Pflegeberuf vor allem bei jungen Menschen so unattraktiv und warum gibt es diesbezüglich so viele Vorurteile?“, ergänzt Wirtschaftslehrerin Gabriele Rudnik.
Als Expertinnen standen der Klasse Dr. Michaela Fuchs und Julia Lang vom IAB den Jugendlichen von Anfang an mit Rat und Tat zur Seite. Sie gaben wichtige Impulse zur Recherche und Ideenentwicklung und stellten wissenschaftliche Analysen zur Verfügung.
Aufgrund des engen Kontaktes der Schule zu ihrem Berufs- und Studienberater Daniel König von der Agentur für Arbeit Wernigerode setzten die Schülerinnen und Schüler gemeinsam mit ihrer Lehrerin parallel auf eine fachkundige Unterstützung vor Ort. Deshalb fragten sie bei Herrn König an, ob er das Schulprojekt mit seinem berufskundlichen Wissen und Informationsmaterial unterstützen könnte, wozu er sich sofort bereit erklärte. Herr König versorgte die Klasse per E-Mail und über Online-Besprechungen mit umfangreichen Informationen zur generalisierten Pflegeausbildung und zu akademischen Studienangeboten. Dabei gab er nicht nur Fakten und wichtige Einblicke zu den Beschäftigungs- und Zukunftschancen im Pflegebereich, sondern selbstverständlich auch Tipps und Hinweise zur Umsetzung. Zum Abschluss beantwortete er Fragen in einem Filminterview.
„Ich freue mich, dass ich den Schülerinnen und Schülern, die ich als Berufs- und Studienberater betreue und beim Berufswahlprozess aktiv begleite, bei so einem Projekt unterstützen konnte. Es ist toll, dass sich die Jugendlichen dieses wichtige Zukunftsthema ausgesucht haben und in ihrer Freizeit nach Lösungen gesucht haben. Aus meiner Sicht ist die Fachkräfte- und Nachwuchssicherung eine der größten Herausforderungen am Ausbildungs- und Arbeitsmarkt. Dies trifft besonders auf unseren Landkreis Harz zu, wo die Bevölkerung zunehmend älter und pflegebedürftiger wird. Deshalb ist es umso wichtiger, Pflegeberufe so attraktiv wie möglich zu gestalten, damit Jugendliche diese für sich als berufliche Chance sehen. Ich bin ich stolz auf das Engagement der ‚Grovesmühler‘ und den verdienten ersten Platz im Regionalfinale“, so Daniel König. „Uns schienen beide Wege, Ausbildung und (duales) Studium, sehr vielversprechend und interessant und eine richtige Wahl bezogen auf die Arbeitsplatzsicherheit. Da war es naheliegend zu fragen: Wie kann man einen so tollen Beruf, der ein Imageproblem zu haben scheint, attraktiver machen und bestehende Vorurteile abbauen?“, fassen Laura Rothe und Lisa Schueler die Ergebnisse ihrer Klasse zusammen.
Nachdem sich die Klasse mehrere Wochen ausführlich mit der Theorie beschäftigt hatte, gingen die beiden Mädchen Mitte Mai 2021 zusammen mit ihrer Lehrerin in zwei Wernigeröder Pflegeheime. Dort bekamen sie vor Ort einen Einblick in die Praxis tauschten sich mit Praktikern über Anforderungen und Verbesserungsmöglichkeiten in den Berufen aus. Dabei wurden sie von Sebastian Hösel vom Offenen Kanal (O.K.) Wernigerode e.V. begleitet, der in der GSW (Gemeinnützige Gesellschaft für Sozialeinrichtungen Wernigerode mbH) ihr Interview mit der Geschäftsführerin Sandra Lewerenz und anschließend im Betreuungs- und Pflegezentrum "Altstadtresidenz" (Sozialwerk Altenhilfe der Gemeinnützigen Paritätischen Sozialwerke – PSW GmbH, ein Unternehmen des Deutschen Paritätischen Wohlfahrts-verbandes Sachsen-Anhalt) mit Geschäftsführer Jürn Dutschko und Wohnbereichsleiterin Nadine Hörhold filmte.
„Es waren sehr informative Gespräche und wir hatten am Ende das Gefühl, dass wir keine Angst davor haben müssen, selbst alt und pflegebedürftig zu werden, wenn es so fürsorgliche Wohn- und Pflegezentren und so engagierte Mitarbeiter gibt“, berichten Laura und Lisa nach einem interessanten Tag.
„Wir werden uns bemühen, auch in den Schulen die positiven und vielfältigen Seiten dieses Berufs darzustellen und hoffen, dass wir mit unserem Projekt etwas bewirken, damit sich künftig mehr für diese Branche entscheiden. Schließlich muss etwas gegen den Pflegenotstand getan und dafür gesorgt werden, dass sich die Situation nicht noch verschlimmert. Abschließend möchten wir uns noch einmal bei allen bedanken, die uns bei diesem Projekt so tatkräftig unterstützt haben und in Zukunft hoffentlich noch weiter unterstützen werden“, so das Fazit von Gabriele Rudnik und Ihrer Wirtschaftsklasse.
Nach dem Gewinn des Regionalefinales Ost geht es für die engagierten Jugendlichen im September nach Hamburg in den Bundesausscheid. Ihren Gewinn in Höhe von 1000€ möchten sie in ihr Projekt investieren.