Romeo und Julia in der Deutschen Oper Berlin

Das Programm der traditionellen Studienfahrt der 10. Klassen nach Berlin ist fest im Curriculum der Unterrichtsfächer im Landschulheim Grovesmühle verankert und hat sich über viele Jahre bewährt. Unter dem Leitthema „Leben in Diktaturen“ besuchen unsere Schülerinnen und Schüler das Jüdische Museum Berlin, das neben seiner beeindruckenden Gebäudearchitektur (entworfen von Daniel Libeskind 1989) in verschiedenen Ausstellungen jüdisches Leben vor, während und nach dem nationalsozialistischen Dritten Reich darstellt und reflektieren Geschichtsunterricht konkret und hautnah – angeleitet durch erfahrene Museumspädagogen. Im diesem Zusammenhang erschließen die Schüler – meist bewusst am gleichen Exkursionstag – auch das Holocaust-Denkmal in der Berliner Innenstadt mit seiner unterirdischen Mahn- und Gedenkstätte über methodische Anleitungen aus dem Kunstunterricht. Ebenso eindrucksvoll stellt die Gedenkstätte Berlin Hohenschönhausen das Leben und Leiden derer dar, die sich in Zeiten der DDR-Diktatur gegen Regierung und politische Entwicklungen ihres Landes auflehnten oder gar ihr Heimatland versuchten zu verlassen. Das perfide System von Ausspionierung und Zersetzung politisch anders denkender Menschen in der DDR beherrschte der Machtapparat der Staatssicherheit der DDR in unvorstellbar grausamem Maße und beeindruckt 10.-Klässler meist sichtbar nachhaltig.

Einen ganz besonderen Höhepunkt einer jeden Berlin-Studienfahrt bildet für das Fach Musik ein Abend in der Berliner Philharmonie, im Schauspielhaus oder in einer der Berliner Opernhäuser. Im Juni dieses Jahres waren wir mit unseren Schülerinnen und Schülern zu Gast in der Deutschen Oper Berlin und erlebten gemeinsam die Inszenierung des berühmten Ballettes „Romeo und Julia“ nach der Musik von Serge Prokofieff und in der Choreographie von John Cranko. Der Besuch eines Ballettes mit Jugendlichen der Klassenstufe 10 ist ein gewagtes Unterfangen – erfahrungsgemäß beeindruckt Jugendliche meist mehr ein Konzertabend in der Berliner Philharmonie, wenn man – oft das erste Mal im Leben – in einem 2500 Menschen fassenden Konzertsaal sitzt und den gewaltigen Klangkörper der 120 Berliner Philharmoniker vor sich spielen sieht und hört. Die Auswahl des jeweiligen kulturellen Highlights der Berlin-Studienfahrt hängt jedoch in der Regel von dem Angebot freier Plätze und von der Bezahlbarkeit der Konzertkarten ab. Uns Kollegen erstaunte in diesem Jahr jedoch, dass aus den Kreisen der Schüler in einer überwältigenden Mehrheit die Reflexionen des erlebten Ballettes positiv waren – ein Teil der Schüler beeindruckte der professionelle, künstlerisch hoch anspruchsvolle und bewegende Tanz der Darsteller und der Anreiz, sich die Handlung an Hand des erlebten Bühnentanzes und der Musik selbst in seiner eigenen Fantasie auszumalen – ein anderer Teil erfreute sich an der interessanten Musik des russischen Komponisten Serge Prokofieff.

Im September 2019 geht es mit den neuen 10. Klassen des Schuljahres 2019-20 schon wieder nach Berlin – das feste Programm ist gebucht und steht – auch ein Ballettabend in der Deutschen Oper Berlin wird wieder dabei sein und meine mitreisenden Kolleginnen und Kollegen sind mindestens genauso gespannt wie ich auf eine erlebnisreiche und spannende gemeinsame Woche in der Hauptstadt.

Christian Hauf, Fachbereich Musik LSH Grovesmühle