2018

„Happy Hippie Jew Bus“ macht im Landschulheim Grovesmühle halt

Im Juni machte der „Happy Hippie Jew Bus“ am Landschulheim Grovesmühle Station. Ein schriller Kleinbus, der viele Überraschungen für die Schüler bereithielt. Im Inneren befindet sich eine skurrile Mischung aus quietschbunten Plüsch, bunten Tüchern und kitschigem Schmuck. Eine Tora aus Plüsch und ein Buddha, der auf den Kopf eine Kippa und um den Hals einen Davidstern trägt, weckten sofort die Aufmerksamkeit der Schüler. Dieser witzige und offene Ansatz hilft „Berührungsängste abzubauen und ermöglicht jungen Menschen ein unverkrampftes Verhältnis zum Judentum. In der Schule geht es meist nur um die Verfolgung der Juden, nicht um ihr Leben heute in Deutschland.“, so die in Siegen geborene Künstlerin über ihre Idee des „Happy Hippie Jew Bus“.

Der ausgebaute und bemalte VW-Kleinbus ist Kunstobjekt und Türöffner zugleich. Der auf der einen Seite provozieren soll und auf der anderen Seite unbefangen dazu einlädt, über das Judentum ins Gespräch zu kommen. Der Kontakt und Austausch untereinander ist wichtig, um Fragen zu beantworten und Vorurteile abzubauen. „Wir lernen miteinander und voneinander und am besten lernen wir mit viel Humor.“, so die Künstlerin. 

„2schneidig“ zu Gast

Martin Rietsch alias Sänger und Rapper „2schneidig“ begeistert Schüler und Schülerinnen des Landschulheim Grovesmühle mit seinem Präventions- und Hip-Hop Projekt „ Against Racism – for a better tomorrow“ und hinterlässt bleibenden Eindruck bei allen Beteiligten.

Martin Rietsch, Sohn eines nigerianischen Vaters mit deutscher Mutter, setzt sich als farbiger Deutscher gegen Rassismus, Mobbing und Gewalt sein. Er selbst hat Erfahrungen mit Fremdenfeindlichkeit und Vorurteilen machen müssen. Diese Erlebnisse veranlassten ihn sich, mit seinen Projekten gegen Mobbing und Rassismus, zu engagieren.

Während des Projekttages am vergangenen Mittwoch erarbeitete er mit 110 Schülerinnen und Schülern der Klassenstufen 7-9 wie sich Fremdenhass und Vorurteile begegnen. Er ermutigte die Schüler couragiert Stellung zu beziehen und zu ihrer eigenen Meinung zustehen. Durch seine Authentizität fand er schnell Zugang zu den Schülern und hinterließ bei ihnen einen bleibenden Eindruck, vor allem seine autobiografische Erzählweise kam bei den Schülern gut an, sodass sie ihm zuhörten und sich intensiv mit dem Thema auseinandersetzten. 

Geschichte hautnah erleben

Im Rahmen des Geschichtsunterrichts brachte Dr. Hans-Christian Lütje den Schülerinnen und Schülern der 10 und 11. Klasse die Geschichte über eine bunt zusammengewürfelte Gruppe junger Schüler aus Berlin vor dem Mauerbau 1961 näher. Die Gruppe setzte sich aus Übersiedlerkindern, die legal in den West-Teil der Stadt gezogen waren, Flüchtlingen und Grenzgängern, die in Ost-Berlin wohnten und in West-Berlin zur Schule gingen, zusammen. Er und seine Schulkameraden waren etwas Besonderes. Sie gehörten zu der ersten reinen „Ost-Klasse“ an einem West-Berliner Gymnasium im Bezirk Neukölln.

Die SchülerInnen verfolgten gespannt den Ausführungen von Dr. Hans-Christian Lütje über seine außergewöhnliche Geschichte. Eine Geschichte, die nicht nur Wissen vermittelt, sondern vor allem das Schicksal der Menschen in dieser Zeit deutlich macht.

Die schwierigen Umstände mit denen die „Ost-Klasse“ während der fünf gemeinsamen Schuljahre zu kämpfen hatte, ließ eine tiefe Freundschaft entstehen die bis heute existiert. Diese besondere Geschichte der Schulkameraden wurden in dem Dokumentardrama “Die Klasse – Berlin´61“ verfilmt und am 03. Oktober 2015 in der ARD ausgestrahlt.